Demenz
- Datum:
- 14. August 2024
- Lesezeit:
- 4 min
Die Angst vor den Gedächtnislücken
Graue Haare werden von den meisten Menschen im Alter gut verkraftet und sogar mit Würde getragen. Weitaus schlimmer ist eine andere Bedrohung, vor der sich die meisten Menschen mit zunehmendem Alter fürchten: Demenz. Der Verlust der geistigen Fähigkeiten, die ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen, ist für viele der Schrecken in der zweiten Lebenshälfte schlechthin.
„Mit der richtigen Lebensführung können wir einiges dafür tun, um im Alter mental fit zu bleiben“, sagt Prof. Dr. Klaus Schmidtke, Leiter der Abteilung Neurogeriatrie und gemeinsam mit Paul Drum Leiter des Zentrums für Altersmedizin am Ortenau-Klinikum in Offenburg. „Geriatrie“ das ist die Medizin des Alters und des alternden Menschen, „Neurogeriatrie“ ist die Fachrichtung, die sich speziell mit Alterserkrankungen des Nervensystems befasst. Dazu zählen geistige Störungen wie sie bei der Alzheimer-Krankheit vorkommen, aber auch körperliche Beeinträchtigungen wie bei Parkinson sowie Schlaganfälle oder Gangstörungen. Die Behandlung von geistigen Leistungsstörungen, Verwirrtheit und Demenz ist einer der Schwerpunkte des Zentrums. Diese Erkrankungen können bereits im Alter von 50 Jahren auftreten, hochbetagte Menschen haben jedoch ein höheres Risiko, an einer Form von Demenz zu erkranken. „Demenz ist jedoch kein Schicksal, dem man hilflos ausgeliefert ist. Durch gesunde Lebensführung und den Aufbau einer geistigen Reserve in jungen und mittleren Jahren lassen sich einige Formen von Demenz vermeiden, andere in ihrem Auftreten zumindest verzögern“, erklärt der Neurologe, Prof. Dr. Klaus Schmidtke.
Kein Mittel gegen primäre Demenz
Die Altersmediziner unterscheiden zwischen primären und sekundären Demenzen. Zu den primären Demenzen zählt etwa die Alzheimer-Krankheit. Sie entsteht durch einen allmählichen Verlust von Nervenzellen und eine Schrumpfung des Hirngewebes. Bis heute sind keine Medikamente, Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungsstoffe bekannt, mit denen man dieser Krankheit vorbeugen, sie aufhalten oder gar heilen konnte. Die Symptome lassen sich jedoch durch medikamentöse Behandlung und Pflege mildern. Ganz wichtig bei Demenzen ist die Anpassung des Lebensumfelds des Erkrankten, beispielsweise durch eine Beseitigung von Sturzquellen, durch das Sichern von Elektroherden, den Einsatz von Reisverschlüssen statt Knöpfen an Kleidung oder Klettverschlüssen statt Schnürsenkeln an Schuhen. Auch sollten Menschen mit Demenz nicht für längere Zeit allein gelassen werden.
Geistige Reserven aufbauen
Sekundäre Demenzen werden erst durch andere Krankheiten ausgelöst, wie etwa Schlaganfälle, Tumoren, Bluthochdruck oder auch Medikamentenmissbrauch. Und genau hier lässt sich vorbeugen oder sogar heilen. „Anders als gegen die Alzheimer-Krankheit können wir uns beispielsweise gegen gefäßbedingte Demenzen und viele andere Gefäßkrankheiten im Alter schützen, indem wir Sport treiben und uns gesund ernähren“, weis Paul Drum. Damit ist eine Ernährung mit ausgewogener Kost gemeint, mit viel Gemüse und Obst, aber wenig Alkohol. Auch die Vermeidung oder der Abbau von Übergewicht und Stress ist wichtig, damit der Entwicklung von Bluthochdruck oder Diabetes entgegengewirkt wird. Aufs Rauchen sollte sowieso verzichtet werden, denn Raucher erkranken und sterben im Durchschnitt viele Jahre früher als Nichtraucher.
Alt ist, wer aufhört zu lernen
Bei der Fähigkeit, Informationen schnell und effizient zu verarbeiten und neu zu speichern, sprechen die Altersmediziner von der sogenannten „flüssigen Intelligenz“. Diese nimmt mit steigendem Alter ab. Die „kristallisierte Intelligenz“, also die Fähigkeiten, die auf Wissen und Erfahrung beruhen, ist oft auch in hohem Alter noch sehr gut vorhanden. Das menschliche Gehirn nutzt sich durch intensiven Gebrauch nicht ab. Die geistigen und auch körperlichen Aktivitäten fuhren sogar eher zu einem Aufbau einer „Reserve“ gegen das Nachlassen alters- und krankheitsbedingter Fähigkeiten und sind somit ein Schlüssel zu geistiger Fitness auch in hohem Alter. Schauspieler Heinz Bennent, der bis weit über 80 noch auf der Bühne stand und im Oktober 2011 im Alter von 90 Jahren starb, brachte es in einem Interview auf den Punkt: „Alt ist, wer aufhört zu lernen!“
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