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Sie haben sich im Fitnessstudio verausgabt, sind nach längerer Pause mal wieder die „große Runde“ gelaufen oder hatten Lust, eine neue Sportart auszuprobieren? Das kann dann schon mal eine Zeit- lang schmerzen.
Früher dachte man, dass der Muskelkater durch eine Über- produktion von Milchsäure im Muskel entsteht – doch feinste Risse im betroffenen Muskelgewebe sind die Ursache. Sie entstehen durch übermäßige Belastung und können bei sehr langer und ex- tremer Beanspruchung auch eine Entzündungsreaktion auslösen.
Zunächst ist der Schmerz nicht spürbar, da es innerhalb von Mus- kelfasern keine Schmerzrezeptoren gibt. Er tritt erst nach Stunden auf, wenn der Körper beschädigte Struk- turen abbaut und diese beim „Ab- transport“ umliegende Nervenzellen reizen oder sich Wasser in den winzigen Rissen sammelt. Zellen
im Gewebe schwellen an und die Durchblutung verschlechtert sich, was ebenfalls Schmerzen verur- sacht. Außerdem kann der Muskel- schmerz zu einer Verspannung und Muskelhärtung führen, welche die Durchblutung weiter vermindert.*
Was hilft gegen Muskelkater?
Schmerzen sind immer ein Warnsig- nal des Körpers und sollten deshalb nicht ignoriert werden. Entspannung und moderate Bewegung sind jetzt angesagt. Keinesfalls sollten Sie dem Mythos Glauben schenken, man könne den Muskelkater einfach wegtrainieren. Das würde – ebenso wie eine kräftige Massage – die verletzten Fasern zusätzlich strapa- zieren. Um in Schwung zu bleiben, können Sie beispielsweise lang-
same Spaziergänge machen, ge- mächlich eine Runde schwimmen oder Gymnastik betreiben. Gönnen Sie sich Entspannungsbäder mit Kräuterzusätzen wie Rosmarin oder Fichtennadeln.
Auch Wärme kann den Schmerz lindern – etwa ein Saunaaufenthalt, ein Kirschkernkissen oder eine Wärmflasche. Der Deutsche Fuß- ball-Bund (DFB) empfiehlt im akuten Fall übrigens Pferdesalbe. Das ent- haltene Menthol kühlt angenehm, Kampfer sowie Naturkräuter sollen die Durchblutung und somit den Heilungsprozess fördern. Dass auch Sauerkirschsaft gegen Muskelkater hilft, ergab eine Studie der Univer- sität Vermont: Die im Saft ent- haltenen entzündungshemmenden Stoffe und Antioxidantien wirken sich positiv auf die Muskelkraft aus und verringern den Schmerz.**
Sport mit erhöhtem „Katerpotenzial“ Besonders häufig entsteht Muskelkater nach exzen- trischem Training – das heißt bei Sportarten mit abbrem- senden Bewegungen, wie beispielsweise beim Berg- ablaufen, Badminton oder Skifahren.
Vorbeugen ist besser
als leiden
Damit Sie nach dem Sport schmerzfrei bleiben, gilt es, ein paar wenige Regeln zu beachten:
❚ Beanspruchen Sie die untrainierte Muskulatur nur moderat, aber regelmäßig – etwa dreimal pro Woche. Steigern Sie die Belastung langsam.
❚ Wärmen Sie sich vor dem Sport gut auf. Das fördert die Durch- blutung und sorgt für elastischere Muskeln, die wiederum weniger anfällig für Verletzungen sind.
❚ Trainieren Sie Muskeln immer paarweise: Belasten Sie beispiels- weise den Oberschenkelmuskel, sollten Sie auch den Muskel an der Oberschenkelrückseite mitein- beziehen. Das gilt besonders, wenn Sie Sportarten ausüben, bei denen die Muskeln nur einseitig belastet werden – etwa Fußball oder Handball.
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    * Prof. Dr. Dieter Böning, „Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin“, Jahrgang 51, Nr. 2 (2000) ** Declan Connolly (University of Vermont, Burlington) et al.: British Journal of Sports Medicine,
Online-Vorabveröffentlichung, doi.10.1136/bjsm2005.025429 ddp/wissenschaft.de
Übrigens:
Der Muskelkater hat nichts mit dem süßen Vierbeiner zu tun, sondern leitet sich mutmaßlich von „Katarrh“ ab, was aus dem Alt- griechischen kommt und so viel wie Entzündung oder Schmerz heißt.















































































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