Page 11 - BKK Pfalz GESUNDHEIT 2023-2
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Der Abfluss- kanal ist blockiert: Es bleibt zu viel Flüssigkeit im Auge. Das erhöht den Druck.
Der individuell erhöhte Augeninnen­ druck beim POWG entsteht vor allem durch eine Abfluss­Störung des Kammerwassers im Auge. Ziel einer Behandlung ist es deshalb, den Au­ geninnendruck mittels Augentropfen oder gegebenenfalls auch mit einem Lasereingriff oder einer Operation zu senken.
Reduzierte Sauerstoff- versorgung
Interessanterweise gibt es aber Pa­ tient*innen mit hohem Augeninnen­ druck, die ein intaktes Gesichtsfeld behalten, andere mit normalem Druck hingegen entwickeln glauko­ matöse Schäden. „Forscher*innen sind dem nachgegangen und zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei einem Glaukom um eine neurodegenerative** Erkrankung handelt, wodurch Netzhaut und Seh­
nerv nicht mehr genügend mit sauerstoffreichem
Blut versorgt wer­ den“, erklärt Pro­ fessor Dr. Carl Erb, ärztlicher Leiter der
Augenklinik am Wit­ tenbergplatz in Berlin.
Entzündliche Prozesse reduzieren
„Zu solch einer Sauerstoff­Unterver­ sorgung des Auges kann es sowohl durch entzündliche Prozesse als auch durch oxidativen Stress im Kör­ per kommen“, so Professor Dr. Erb weiter. Stress entsteht durch soge­ nannte freie Radikale, die im Körper zwangsläufig freigesetzt werden, wenn Energie produziert wird. Dieses „Abfallprodukt“ des Stoffwechsels
hat allerdings einen entscheidenden Nachteil: Es kann Entzündungen im Körper verursachen, die Gift für feine Nervenstrukturen sind. Um sich vor Radikalschäden zu schützen, hält der Körper mit verschiedenen Schutzsys­ temen dagegen – unter anderem mit gespeicherten Antioxidantien, die wir auch mit einer guten Ernährung auf­ nehmen können.
Ernährung mit Schutzfaktor
Greifen Sie zu bei Lebensmitteln, die antioxidativ wirken:
❚ Obst und Gemüse. Besonders
dunkle Sorten enthalten viele
Antioxidantien.
❚ Hochwertige Öle wie etwa kalt­
gepresstes Olivenöl.
❚ Kaffee, wenn Sie nicht mehr als
drei Tassen täglich trinken.
❚ Salate, die leicht bitter schmecken,
wie etwa Rucola oder Radicchio, sowie Gemüse mit Bitterstoffen – beispielsweise Artischocken, die wir Ihnen ab Seite 8 vorstellen.
❚ Nüsse und auch Kräuter sind besonders wertvolle Antioxidantien­ Lieferanten.
❚ Auch die Einnahme antioxidativer Nahrungsergänzungsmittel kann sinnvoll sein. Sie sollten diese Mittel aber nur nach ärztlicher Absprache einnehmen.
❚ Essen Sie möglichst zu festen Zeiten, um den Rhythmus Ihres Stoffwechsels zu unterstützen.
Sie verstärken die Schutzwirkung, wenn Sie gleichzeitig Lebensmittel reduzieren, die entzündliche Prozes­ se fördern. Dazu gehören beispiels­ weise Zucker, Weißmehlprodukte, Wurstwaren oder rotes Fleisch.
Hoher Druck im Auge zerstört den Sehnerv.
Mikrobiom des Darms
Darüber hinaus richtet die Glaukom­ Forschung ihr Augenmerk auch auf das Mikrobiom unseres Darms – ein Ökosystem aus Bakterien, Pilzen, Viren und anderen Mikroorganismen. Denn es gibt Hinweise darauf, dass es sich bei Menschen mit Glaukom anders zusammensetzt als bei Men­ schen ohne diese Erkrankung. Eine große Bakterienvielfalt gilt aktuell als Marker eines stabilen, die Ge­ sundheit unterstützenden Mikro­ bioms. Die gute Nachricht: Durch eine Ernährungsumstellung können wir unser Mikrobiom direkt positiv beeinflussen.
Wichtig: Die Empfehlungen stellen eine Ergänzung der Glaukom­Be­ handlung dar. Sie ersetzen nicht ärztlich verordnete Augentropfen zur Senkung des Augeninnendrucks.
* Der Sehbereich, den man wahrnimmt, ohne die Augen zu bewegen.
** Neurodegenerative Erkrankungen sind Erkrankungen der Nervenzellen – zumeist des Gehirns. Auch Alzheimer und Parkinson zählen dazu.
Quelle: Augenärztliche Akademie Deutsch­ land vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e. V. (BVA) und Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG), Pressekonferenz am 16.3.2022
Das Glaukom
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